Mehrwert

Mehrwert als Differenz zweier Produktwerte

Definition: Der Mehrwert ist die Differenz zwischen den Produktwerten von zwei getauschten Warenmengen: wenn Wi ⇔ Wj dann m = pj – pi.

Erläuterung: Der Mehrwert ist eine Größe. Größen werden in der Physik meistens durch kleine Buchstaben bezeichnet. Wir bezeichnen die Größe Mehrwert hier mit dem kleinen Buchstaben m. (Achtung! Den Mehrwert deshalb bitte nicht mit der Masse verwechseln, die ebenfalls mit dem kleinen Buchstaben m bezeichnet wird. Reale Mengen haben halt mehr Eigenschaften, als es Buchstaben gibt.) pi ist die Bezeichnung für den Produktwert der Warenmenge Wi, pj ist die Bezeichnung für den Produktwert der Warenmenge Wj; i und j sind Indizes zur Bezeichnung einer beliebigen Warenmenge. Wi kann z.B. 1 Brot sein, Wj kann z.B. 100 g Wurst sein; Wj kann aber auch eine Geldmenge G sein (z.B. 2,50 EUR), etc.pp.

Da an jedem Warentausch mindestens 2 Personen teilnehmen, gibt es auch 2 Perspektiven auf diese Differenz. Angenommen die Warenmenge Wi habe einen Produktwert von 8 min, die Warenmenge Wj habe einen Produktwert von 5 min, dann beträgt die Differenz beider Produktwerte für Person A (vereinbarungsgemäß der Eigentümer der Warenmenge Wi) minus 3 min (mfür Person A = pj – pi = 5 min – 8 min = – 3 min). Person A hat also beim Tausch 3 min an Produktwert eingebüßt. Bei Person B ist es genau anderes herum: er hatte vor dem Tausch eine Warenmenge Wj mit einem Produktwert von 5 min und nach dem Tausch die Warenmenge Wi mit einem Produktwert von 8 min; für ihn beträgt die Differenz plus 3 min (oder mfür Person B = pi – pj = 8 min – 5 min = + 3 min).

Merke: Pro Warentausch gibt es zwei Mehrwerte (mA und mB)! Einen für Person A und einen für Person B. Das gilt natürlich auch für jeden beliebigen Tauschvorgang W ⇔ G!!! Allgemein kann man formulieren: Der Mehrwert ist die Differenz aus dem Produktwert der eingetauschten Ware minus dem Produktwert der ausgetauschten Ware (pe – pa)

„Gewinn auf der einen Seite schließt immer Verlust auf der anderen ein.“ KM in MEW26.1,2.8 (womit der Alte recht hatte)

Beispiel aus dem Leben

Nehmen wir nun einmal an, A sei Maurer in einem Baubetrieb, er hat 8 Stunden gearbeitet und bekommt einen Tageslohn von 100 EUR. Er tauscht somit sein Tagwerk W gegen eine Geldmenge G (also ganz klassisch W ⇔ G). Sein Tagwerk W hat einen Produktwert p von 8 h. Welchen Produktwert hat der Maurer, nach dem er seinen Lohn empfangen hat? Angenommen er bekommt von seinem Chef einen 100 Euro-Geldschein. Dieser hat höchstens einen Produktwert von 1 Sekunde (siehe Produktwert des Euro). Nach getaner Arbeit hat er also einen 100 Euroschein mit einem Produktwert von p100 EUR = 1 s. Die für ihn gültige Produktwertdifferenz lautet:
mA = pG – pW = 1 s – 8 h = 7 Stunden, 59 Minuten und 59 Sekunden.
Für seinen Chef sieht die Produktwertdifferenz schon besser aus. Er besitzt, nachdem er seinen Maurer bezahlt hat, die Warenmenge W. Also gilt für ihn:
mChef = pW – pG = 8h – 1 s = + 7:59:59 h.

Besonderheit des Mehrwertes

Während der Produktwert eine warenbezogene Größe ist, ist der Mehrwert eine personenbezogene Größe. Der Produktwert hat ausschließlich etwas mit dem Produkt zu tun, er klebt quasi unsichtbar an dem Produkt. Die Person A kann diese Arbeitszeit zwar geleistet haben, aber Sie steckt dann in dem Produkt, die Arbeitszeit wurde quasi in dem Produkt „vergegenständlicht“. Im Austausch gibt A diese (u.U. seine) Arbeitszeit mit der Ware Wa weg und bekommt die Arbeitszeit, welche im Produkt We steckt. A bleibt nach dem Austausch also der Produktwert von Ware We (= pe) und die Differenz aus pe – pa, was wir als Mehrwert | Minderwert (je nach Vorzeichen) definiert haben. Während der Tauschwert nur im Austausch das Licht der Welt erblickt (und danach sofort wieder verschwindet), ist der Mehrwert quasi das Nachleuchten vom Austausch. Er hat also nur indirekt etwas mit den Waren zu tun, sondern mehr mit der Person – weswegen wir ihn eine ´personenbezogene´ Größe nennen.

Nächstes Beispiel aus dem Leben

Liebe Werktätige, bitte rennt Eurem Chef wegen dem ersten Beispiel nicht die Bude ein – der kann auch nichts dafür, daß der Produktwert des Geldscheines nur 1 Sekunde beträgt. Er hat den Geldschein ja auch nur durch einen Verkauf Wx ⇔ G bekommen und war halt bei diesem Tausch der Verlierer. Verfolgen wir den Weg des Geldes mal zurück bis zu seinem Ursprung, der Entstehung des Geldscheins. Angenommen der Maurer ist sein eigener Chef und baut ein Haus für eine junge Familie. Diese war bei einer Bank oder Sparkasse und hat dort einen Kredit aufgenommen. (An dieser Stelle bitte unbedingt den Unterschied zwischen Kredit und Darlehen beachten!) Aufgrund des Kreditvertrages hat die Bank der Familie daraufhin einen elektronischen Spannungszustand zur Verfügung gestellt, der sich als Zahl 450.000 dekodieren läßt. Dieser Spannungszustand wurde nun vom Speicherplatz der Familie auf den Speicherplatz des Maurers übertragen (per Überweisung). Wir lassen einmal all die Zwischenschritte weg, am Ende ist es ein ganz klassischer Tausch Haus ⇔ elektronischer Spannungszustand. Der Maurer hat vielleicht insgesamt 4 Jahre gebraucht (= 8.000 h), um das Haus fix und fertig herzustellen. Inklusive die Arbeitszeit, welche in all den Baumaterialien steckt (vielleicht nochmal 8.000 h), möge der Produktwert des Hauses also 16.000 Arbeitsstunden betragen. Was bekommen nun der Maurer und all die Werktätigen der Baumaterialienindustrie von der jungen Familie? Einen elektronischen Spannungszustand mit einem Produktwert von vielleicht 1 Sekunde, obwohl sie unter den Aspekten der wirtschaftlichen Gerechtigkeit etwas bekommen müßten, was einen Produktwert von 16.000 h hat. Dieses „etwas“ muß die junge Familie jetzt im weiteren Verlauf ihres Lebens herstellen. Die junge Mutti, vielleicht eine Frisöse, schneidet jetzt 4 Jahre lang die Haare aller möglichen Leute, um das wieder abzuarbeiten, was sie von den Werktätigen der Bauindustrie bekommen hat. Der junge Vater, vielleicht ein Kfz-Schlosser, repariert jetzt 4 Jahre lang die Autos aller möglichen Menschen, um das abzuarbeiten, was er von den Werktätigen der Bauindustrie bekommen hat. Da die junge Familie in diesen 4 Jahren aber nicht nur für die Werktätigen der Bauindustrie arbeiten gehen kann, weil sie in dieser Zeit ja auch noch etwas zu essen, zu trinken, zum anziehen, etc.pp. braucht, verlängert sich der Zeitraum, in dem sie für andere arbeiten. Ob es 30 Jahre sein müsssen, wie es heute der Fall ist, bis der elektronische Spannungszustand (alias Kredit) bei der Bank zurück gezahlt ist, kann niemand sagen, weil niemand die tatsächlich erbrachten und getauschten Arbeitszeiten erhebt. So kann man natürlich annehmen, daß die junge Mutti auch mal Leuten die Haare schneidet, von denen sie überhaupt nichts bekommen hat (wie z.B. Pharmaberatern, Finanzbeamten, Armeesoldaten, Versicherungsvertretern und Steuerfachangestellten) und der junge Vati auch mal Autos von Leuten repariert, von denen er nichts wirklich brauchbares bekommen hat (wie z.B. von Bankvorständen, Waffenkonstrukteuren, Theologen, Richtern, Politikern).