Warenwert

Da die Warenmenge zur Kategorie der realen Mengen gehört, muß der Warenwert zur Kategorie der Größen gehören.

Im allgemeinen wird behauptet, daß eine Geldmenge G (z.B. 2,50 Euro) der Wert einer Warenmenge W (z.B. 1 Brot) sei. Größen und Mengen sind aber völlig verschiedene, inkomparable (nicht vergleichbare) Kategorien. Eine Menge kann nicht das Gleiche wie eine Größe sein, eine Größe kann nicht das Gleiche wie eine Menge sein. Das ist ein allgemeingültiges und anerkanntes Prinzip in den Naturwissenschaften und muß auch für die Ökonomie gelten.

Was also ist dann der Wert einer Warenmenge? Ein paar Seiten weitern vorn habe ich bereits die drei ökonomischen Basisgrößen Gebrauchswert, Produktwert und Tauschwert vorgestellt. Vielleicht muß der Warenwert auf diese drei Größen aufgedröselt werden.

Gebrauchswert einer Warenmenge

Zur Erinnerung: Der Gebrauchswert einer realen Menge ist dessen Fähigkeit, ein menschliches Bedürfnis zu befriedigen.

Der Gebrauchswert einer Warenmenge ist somit deren Fähigkeit, ein menschliches Bedürfnis zu befriedigen.

Greifen Sie sich in Gedanken aus der Sie umgebenden Warenvielfalt mal jene Waren heraus, die Sie speziell zur Befriedigung eines Ihrer Bedürfnisse benötigen. Bleiben wir mal beim Essen. Der eine assoziiert damit sofort ein Schnitzel, der andere einen schönen Kartoffelgratin mit Käse und Gemüse. Was auch immer sie sich vorstellen, machen Sie in Gedanken weiter: Was brauchen Sie, um das Gericht herzustellen? Einen Herd, Töpfe, Kellen, Besteck, Geschirr. Nicht zu vergessen Holz, Öl, Kohle, Strom oder was auch immer sie speziell zum Heizen benutzen. Sie sehen, zur Befriedigung eines einzigen Bedürfnisses brauchen Sie eine Vielzahl von Gegenständen. Der nächste Schritt wäre: Was von diesen vielen Gegenständen haben Sie selber hergestellt? Vor vielen Jahren hat jeder im Werkunterricht vielleicht mal einen Topflappen oder einen selbstgedrechselten Holzquirl hergestellt. Die vielen anderen Gegenstände aber stammen von Menschen ganz anderer Gewerke. Springen wir an dieser Stelle zurück zur Definition: Der Gebrauchswert einer Ware ist die Fähigkeit, ein menschliches Bedürfnis befriedigen zu können. Was verstehen wir unter „Befriedigung“ eines Bedürfnisses. In dem Begriff „Befriedigung“ steckt der Begriff „Frieden“, die Endung ~ung zeigt an, daß es sich um einen dauernden immer wiederkehrenden Prozeß handelt. Wenn der Hunger mittags durch ein Schnitzel gestillt wurde, so ist er abends trotzdem schon wieder da – und muß erneut gestillt werden. Aber jeden Mittag und jeden Abend Schnitzel hängt einem auf Dauer zum Halse raus, deshalb möchte der eine zum Abendbrot eventuell lieber einen Salat, der andere eine Scheibe Brot, ein Stück Schokolade oder was auch immer. Auch hier können Sie das Gedankenspiel weitertreiben: Welche Waren braucht man alles zum Abendbrot? Das Messer vom Mittagessen können Sie vielleicht wieder verwenden, aber vielleicht holen Sie sich ein neues Bierglas aus dem Schrank. (Aha, schon wieder ein Gegenstand, der mit dem Bedürfnis Essen unmittelbar nichts zu tun hatte, den sie aber trotzdem irgendwie brauchen, oder?) Wenn Sie den Faden weiterspinnen wollen, könnten Sie noch untersuchen, wo der Küchenschrank steht. Bei den meisten in der Küche ihrer Wohnung. Bei dem Bier möchte ich noch eine andere Besonderheit des Gebrauchswertes einführen: die Individualität des Gebrauchswertes. Welche Sorte Bier trinken Sie gern? Vielleicht ist es Hefeweizen. Nun, dann hat die Flasche Hefeweizen, welche Sie jeden Abend zum Abendbrot trinken für Sie einen Gebrauchswert. Für einen Pilstrinker hat Hefeweizen aber keinen Gebrauchswert, weil er eben lieber ein Pilsner trinkt. Der Gebrauchswert von Hefeweizen ist für ihn null, während er für sie vielleicht eins ist. Diesen Unterschied in den Gebrauchswerten, nennt man die Individualität des Gebrauchswertes.

Produktwert einer Warenmenge

Zur Erinnerung: Der Produktwert eiτner realen Menge ist die Summe, der zu ihrer Herstellung erforderlichen menschlichen Arbeitszeit.

Jede Ware mußte, bevor sie im Regal eines Supermarktes liegt, vorher hergestellt werden. Selbst der Apfel auf dem Baum hat einen Produktwert, wenn der Baum von einem Gärtner gepflanzt, gedüngt und gegossen wurde, da ein Teil der Arbeitszeit des Gärtners auf diesen Apfel übertragen wurde. Auch ein wilder Apfel hat einen Produktwert, wenn er vom Baum gepflückt wurde, denn der Apfelpflücker mußte zumindest auf den Baum klettern und den Apfel herunter holen. Und selbst wenn er einen heruntergefallen Apfel aufgehoben hat, dann steckt menschliche Arbeitszeit in diesem aufgehobenen Apfel.

Tauschwert einer Warenmenge

Zur Erinnerung: Der Tauschwert einer realen Menge ist der Produktwert der dagegen eingetauschten realen Menge: τ1 = p2.

Wenn Fleischer und Bäcker 100 g Wurst gegen 1 Brot tauschen, dann ist der Tauschwert der Wurst gleich dem Produktwert des Brotes: τ100 g Wurst = p1 Brot.

Da es sich bei jedem Tauschvorgang um einen gleichberechtigten symmetrischen Vorgang handelt, hat natürlich auch das Brot einen Tauschwert: τ1 Brot = p100 g Wurst.

Die Definition des Tauschwertes muß natürlich auch für den Tausch gegen einen Geldmenge G gelten. Wenn der Fleischer die 100 g Wurst gegen 2,50 Euro tauscht, dann hängt der Tauschwert der Wurst davon ab, ob der Fleischer seine Wurst gegen Münzen oder Geldscheine tauscht. Angenommen er tauscht die 100 g Wurst gegen zwei 1-Euro-Münzen und eine 50 Cent-Münze. Zur Herstellung der drei Münzen waren eventuell 3 Minuten menschliche Arbeitszeit erforderlich, dann ist der Produktwert dieser 3 Münzen gleich dem Tauschwert der Wurst: τ100 g Wurst = pMünzen = 3 min.

Hat der Fleischer seine Wurst gegen einen 5-Euro-Schein getauscht und als Wechselgeld noch zwei 1-Euro- und eine 50-Cent-Münze herausgegeben, dann ist der Tauschwert der Wurst der Produktwert des 5-Euro-Scheines minus dem Produktwert der Münzen: τ100 g Wurst = p5-Euro-Schein – pMünzen = minus 2:50 min. Das heißt der Fleischer hat in diesem Fall sogar noch an Produktwert eingebüßt, da der Produktwert des 5-Euro-Scheins gegen Null Sekunden geht, weil zu seiner Herstellung kaum menschliche Arbeitszeit notwendig ist.