Preis

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Der Preis

In unserem Bewußtsein sind manche Begriffe mit einer völlig falschen Bedeutung belegt. 99% der Bevölkerung glauben, ein Preis ist das, was man bekommt. Im Sport bekommt man doch die Siegermedaille als Preis für den ersten Platz. Den Vaterländischen Verdienstorden bekommt man als Preis für die hervorragenden Leistungen für Volk und Vaterland. Leider entspricht diese Vorstellung aber nicht der ökonomischen Bedeutung des Wortes.

Als Preis wird korrekterweise das bezeichnet, was man weggibt. Beim Einkaufen ist es ganz logisch: das Geld ist der Preis für die Ware, die man kauft. Das Geld gibt man weg (also n Preis) und bekommt dafür die Ware (z.B. die Tasse Kaffee).

Warum hat der Begriff Preis dann diese doppelte und vor allem völlig gegensätzliche Bedeutung erlangt? Den Orden bekommt man als Preis für seine Leistung, das Geld gibt man weg als Preis für die Ware. Das hat seinen Ursprung in der verschiedenen Sichtweise. Der Präsident, der ihnen den Orden bei der Preisverleihung ans Revers heftet, gibt den Orden weg. Für den Präsidenten ist der Orden ein Preis. Die Allgemeinheit hat diesen Begriff übernommen, ohne zu überlegen, welche Bedeutung er eigentlich hat. Für denjenigen, der den Orden bekommt, ist der Orden aber der Lohn für die gegebene Leistung. Die Leistung ist der Preis, der Orden der Lohn. Für den Präsidenten ist es aber genau anders herum. Den Orden gibt er weg, also ist der Orden für den Präsidenten der Preis.

Diese wechselseitige Veränderung in den Bedeutungen machen sich leider die wenigsten Menschen klar. Genau das ist das eigentümliche an diesen Vorgängen, an denen zwei Personen beteiligt sind: Es gibt immer zwei Perspektiven! Genau wie beim Warentausch, der Drechsler gibt seinen Kerzenständer weg und bekommt dafür 350 Gramm Brot, der Bäcker gibt das Brot und bekommt dafür den Kerzenständer. Gemäß den Gebrauchswertbedingungen messen wir der anderen Ware immer einen höheren Gebrauchswert zu als der eigenen und machen diese zum Ziel unserer Bemühungen. Aber nie vergessen, bei meinem Tauschpartner ist es genau anders herum.

Die Bezeichnung Lohn, für das was man bekommt, hat sich dagegen recht eindeutig erhalten. Am Monatsende bekommt man den Lohn für seine Arbeit. Die 200 Stunden Arbeitszeit die man geleistet hat, sind dann der Preis für den Lohn, den man bekommt. Für den, der ihren Lohn zahlt, sieht es aber ganz anderes aus. Für den ist ihr Lohn etwas, was er weggibt, also ein Preis. Und was erhält er dafür? Nun, das Produkt, welches sie in dieser Zeit hergestellt haben.

Da bei einem Warentausch immer 2 Personen und 2 Waren beteiligt sind, ist es mühsam immer zu erwähnen, was für den einen nun der Preis oder der Lohn ist. Die Bezeichnung „Warenausgang“ und „Wareneingang“ ist für beide aber ziemlich eindeutig. Warenausgang ist das, was man weggibt, Wareneingang ist das, was man für den Warenausgang erhält.

Damit können wir den Begriff Preis aus ökonomischer Sicht relativ eindeutig definieren:

Preis-Definition: Die Warenausgangsmenge wird als Preis der Wareneingangsmenge bezeichnet. WA = Preis für WE. WA = P(WE).

Bitte beachten Sie: Der lateinische große Buchstabe P steht als Symbol (Formelzeichen) für Preis, während der kleine Buchstabe p das Formelzeichen für den Produktwert ist.

Untersuchen wir den Warentausch 1 m³ Holz D 10 kg Kartoffeln. Aus der Sicht des Holzfällers ist 1 Kubikmeter Holz der Preis für 10 kg Kartoffeln. Aus der Sicht des Bauern sind die 10 kg Kartoffeln der Preis für 1 m³ Holz. Da sich beim Warentausch immer 2 Tauschpartner gegenüber stehen und auch zwei verschiedene Warenarten gegeneinander getauscht werden (Holz gegen Kartoffeln), gibt es pro Tausch also auch immer 2 verschiedene Preise, sowohl der Warenmenge als auch der Warenart nach. Dieses Phänomen ist uns heutzutage nicht mehr so geläufig, weil heutzutage alle Waren gegen eine einzige Warenart (den Euro) getauscht werden. Es hat sich gesellschaftlich eingebürgert, daß die Warenart Euro immer auf der rechten Seite der „Warengleichungen“ steht (z.B. 100 g Schweinefleisch = 2,50 EUR). Der Euro ist als allgemein ein- und austauschbare Warenart „anerkannt“. Selbst der Fleischer nimmt als Preis nur noch eine Euromenge wahr, obwohl er dafür 100 g Schweinefleisch weggibt.

1776 bei Adam Smith

„Jeder Handwerker verfügt über mehr Produkte seiner eigenen Arbeit, als er selbst benötigt, und da sich alle anderen Handwerker in genau der gleichen Lage befinden, kann er ein Quantum der eigenen Ware gegen ein Quantum der anderen Waren, oder was dasselbe ist, deren Preis austauschen.“ in Reichtum der Nationen, S. 17

Diese Definition entspricht genau der Definition der nawikon Ökonomie. (siehe Artikel in konsIkon).