Austausch

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Tauschen heißt, man gibt etwas weg und bekommt dafür etwas zurück. Im Gegensatz zum Schenken, wo man nur etwas gibt, ohne etwas zurück zu bekommen.

Den Austausch zweier Produkte kann man wie folgt darstellen:

Austausch zweier Produkte P1 und P2 zwischen zwei Personen A und B

Den Austausch zweier Produkte kann man verkürzt auch in der Form Produkt ⇔ Produkt (oder P1 ⇔ P2) darstellen.

In den Naturwissenschaften werden reale Mengen mit großen Buchstaben bezeichnet. Die Indexierung gibt an, daß es sich um verschiedene Produkte handelt. Der Doppelpfeil ⇔ soll verdeutlichen, daß beide Produktmengen gegeneinander getauscht werden. Des Weiteren treffen wir folgende Konvention: Person A ist der Eigentümer der auf der linken Seite stehenden Produktmenge P1 und Person B der Eigentümer der auf der rechten Seite stehenden Produktmenge P2 vor dem Austausch. Durch den Austausch ändern sich die Eigentumsverhältnisse an den Produktmengen P1 und P2. Die Eigentumssituation nach dem Austausch kann durch diese Schreibweise nicht mehr dargestellt werden. Es wird deshalb vereinbart, daß Person A nach dem Austausch Eigentümer der Produktmenge P2 und Person B Eigentümer der Produktmenge P1 ist.

Da aus einem Produkt P im Moment des Austausches eine Ware W wird, ist P1 ⇔ P2 identisch mit W1 ⇔ W2.

Zitate

„Austausch – eben weil von vornherein nur Austausch von Produkten – kann nicht ohne Produktion stattfinden.“ FE: Anti-Dühring, S. 136

Historisches

”Der Produktentausch entspringt an den Punkten, wo verschiedene Stämme oder Gemeinwesen in Kontakt kommen, denn neben Privatpersonen treten sich in den Anfängen der Kultur Familien, Stämme usw. gegenüber. Verschiedene Gemeinwesen finden verschiedene Produktionsmittel und verschiedene Lebensmittel in ihrer Naturumgebung vor. Ihre Produktionsweise, Lebensweise und Produkte sind daher verschieden. Es ist diese naturwüchsige Verschiedenheit, die bei dem Kontakt der Gemeinwesen den Austausch der wechselseitigen Produkte und daher die allmähliche Verwandlung dieser Produkte in Waren hervorruft.” KM: Das Kapital, Bd1,S.372
„Der Austausch zweier Produkte, auch Warentausch genannt, weil ein Produkt, welches gegen ein anderes getauscht wird, automatisch in den Warenstatus übergeht und nach dem Austausch wieder in den Produktstatus zurückfällt, geschah schon lange vor jeder Geschichtsschreibung: in Ägypten vermutlich schon 5.000 Jahre vuZ, in Babylon 6.000 Jahre vuZ.“ FE in Das Kapital, Bd. 3, S. 909i

Austausch bedingt die Entstehung des Geldes

Bereits in der frühen Menschheitsgeschichte gab es eine hochentwickelte Arbeitsteilung und Spezialisierung, welche den gegenseitigen Austausch der hergestellten Produkte notwendig machte. Der Austausch erfolgte zunächst direkt, also Produktmenge P1 gegen Produktmenge P2, z.B. 10 kg Kartoffeln gegen 1 Liter Bier. Mit der Zeit wurden bestimmte Produkte zum Austausch gegen jedes andere Produkt gesellschaftlich anerkannt. Bei den Russen Marderfelle, bei den Lappen Pelze, bei den Eskimos Rentiere, den Persern und Griechen Rinder, bei den Germanen Pferde und später sogar Salz. Für die Goldrüstung des Glaukos erhielt der Goldschmied 100 Rinder. Da Rinder und Pferde schlecht teilbar sind, um damit kleine Warenmengen zu bezahlen, wurden Metalle zur Bezahlung einer Produktmenge P eingesetzt: Gold, Silber und Kupfer. Diese waren gut teilbar und in verschiedenen Größen herstellbar. Der biblische Jakob wurde von seinen Brüdern z.B. gegen 20 Silberstücke in die ägyptische Sklaverei verkauft. Der Weg zur gleichartigen Stückelung, also z.B. Goldmünzen von gleichem Gewicht und gleicher Reinheit war fast zwangsläufig. Die Stempelung sollte die gleichbleibende Qualität der Münzen garantieren. Leider wußte man damals noch Nichts von den ökonomischen Größen, so daß sich der Begriff des Nominalwertes einschlich, der bis heute Bestand hat. Nominal leitet sich von Zahl ab, die Gold und Silberstücke konnte man also gut zählen, addieren und subtrahieren. Der Nominalwert hat aber überhaupt nichts mit dem Produktwert einer Münze zu tun, was wir später noch mehrfach beweisen werden. Es ist nicht genau bekannt, wo solche genormten Metallstücke erstmalig als Geld verwendet wurden. Historische Quellen deuten aber auf Mesopotamien, Ägypten, China und Palästina hin, also jene Gebiete, wo Arbeitsteilung und Spezialisierung besonders weit entwickelt waren, viele Produkte hergestellt wurden und ausgetauscht werden mußten. Seit dem frühen 3. Jahrtausend wird Gold und Silber in Form von Barren als Geld in ägyptischen und sumerischen Urkunden erwähnt. D Raabe, S. 111
Mit der Arbeitsteilung war jeder Mensch gezwungen, die von ihm selber hergestellten Produkte gegen jene Produkte zu tauschen, die zwar ein anderer hergestellt hat, welche man aber zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse braucht: P1 ⇔ P2.
Da mit den neuen, landwirtschaftlichen Produktionsmethoden genug Nahrung auch für jene hergestellt werden konnte, die mit der eigentlichen Nahrungswirtschaft nichts mehr zu tun hatten, konnten Menschen anfangen Häuser zu bauen und Bergbau zu betreiben. Anfangs diente der Bergbau der Gewinnung von Baustoffen, vor ca. 5.000 Jahren begann in Ägypten der Gold- und Kupferbergbau. CdE, S. 492
Um das weitere Verständnis zu erleichtern, definieren wir einmal die Begriffe Geld und Ware:
Eine Ware ist jenes Produkt, das gegen ein anderes Produkt getauscht wird. Wenn P1 gegen P2 getauscht wird, werden beide Produkte im Moment des Austausches zu einer Ware. Nach dem Austausch (Besitz- oder Eigentumswechsel) gehen die Produkte wieder in ihren Produktstatus über.
Geld ist jene Ware, die man gegen jede andere Ware tauschen kann. Der direkte Austausch zweier Produkte P1 ⇔ P2 zerfällt damit in die beiden Vorgänge P1 ⇔ G und G ⇔ P2.
Je nach wirtschaftlicher Entwicklungsstufe dienten verschiedene Waren als Geldware: Rinder, Getreide, Salz, Metalle, …
Der biblische Jakob wurde als junger Mann mit Vieh entlohnt (Arbeit-Vieh). Josef wurde von seinen Brüdern für 20 Silberstücke als Sklave an die Ägypter verkauft. Möglicherweise wurde Silber bereits bei den Sumerern (ca. 6.000 vuZ) als Geld verwendet. DR: Metalle, S. 111
Gold und Silber wurden aufgrund ihrer Eigenschaften zur Geldware: hohe chemische Beständigkeit, gute Teilbarkeit und ihr hoher Produktwert. Aber es waren die Produzenten, die ihre Produkte bereitwillig gegen Gold und Silber (P ⇔ Gold) tauschten, da sie das Edelmetall zu einem späteren Zeitpunkt wieder bei jedem anderen Produzenten gegen dessen Produkt tauschen konnten (Gold ⇔ P). Durch den hohen Produktwert von Gold und Silber waren die Edelmetalle ideale Mittel zur Akkumulation von Produktwert und zum produktwertäquivalenten Austausch.