Staatsanleihe

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Beschreibung von Sismondi

„Staatspapiere sind nichts anderes als das imaginäre Kapital, das der zur Bezahlung der Schulden bestimmte Teil des jährlichen Einkommens darstellt. Ein gleichgroßes Kapital ist vergeudet worden; dieses dient als Nenner für die Anleihe, aber es ist nicht das, was das Staatspapier darstellt; denn das Kapital existiert überhaupt nicht mehr. Mittlerweile müssen neue Reichtümer aus der Arbeit der Industrie entstehen; ein jährlicher Teil dieser Reichtümer wird im voraus denen angewiesen, die jene vergeudeten Reichtümer geliehen hatten; dieser Teil wird durch Steuern jenen abgenommen, die die Reichtümer hervorbringen, um an die Staatsgläubiger gegeben zu werden, und nach dem landesüblichen Verhältnis zwischen Kapital und Zins nimmt man ein imaginäres Kapital an, das ebenso groß ist wie das Kapital, woraus die jährliche Rente entstehen könnte, die die Gläubiger zu bekommen haben.“ Sismondi, Nouveaux Principes, II, p. 229, 230, zit in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 493, Fn 6

Beschreibung von K Marx

„Die Anleihen befähigen die Regierung, außerordentliche Ausgaben zu bestreiten, ohne daß der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge erhöhte Steuern. Andrerseits zwingt die durch Anhäufung nacheinander kontrahierter Schulden verursachte Steuererhöhung die Regierung, bei neuen außerordentlichen Ausgaben stets neue Anleihen aufzunehmen. Die moderne Fiskalität, deren Drehungsachse die Steuern auf die notwendigsten Lebensmittel (also deren Verteuerung) bilden, trägt daher in sich selbst den Keim automatischer Progression. Die Überbesteuerung ist nicht ein Zwischenfall, sondern vielmehr Prinzip. Der Holländer de Witt hat es in seinen Maximen als das beste System gefeiert, um den Lohnarbeiter unterwürfig, frugal, fleißig und … mit Arbeit überladen zu machen.“ K Marx: Das Kapital, Bd.1, S. 784

Beschreibung von Reinhard Deutsch

„Im Publikum ist die Vorstellung verankert, daß sich der Staat beim Begeben einer Anleihe das ersparte Geld seiner Bürger leiht. In der Realität werden die Staatsanleihen von Banken zum größten Teil mit Buchgeld aufgekauft. Wenn man z.B. In der Zeitung liest, daß die Bundesrepublik Deutschland eine neue Anleihe über 5 Mrd Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren aufgelegt hat, davon aber nur 2,5 Mrd im Markt untergebracht werden konnten, dann wurden 2,5 Mrd gesparte Euros eingesammelt. Die restlichen 2,5 Mrd ‚kauft‘ die Bundesbank indem sie die Anleihe in ihre Bücher aufnimmt und dann an die anderen Geschäftsbanken weiter verleiht. Bei einem fractional-reserving-Satz von 1:10 können diese dann aus den 2,5 Mrd 25 Mrd machen und den Rest der Anleihe spielend mit frisch erzeugtem Buchgeld aufkaufen. Durch das weitere Verleihen bis zum 40ig-fachen werden aus einer Staatsanleihe von 5 Mrd Euro spielend 200 Mrd, die dann Otto Normalo als Lohn für seine Arbeit bekommt, während die Bänker als Gegenwert die hergestellten Produkte erhalten. Das ist die bisher intelligenteste Verschleierung von Sklaverei.“ RD,S.80

andere Beschreibungen

„Lebenswichtige öffentliche Aufgaben wurden über Anleihen finanziert.“ F Lips: Goldverschwörung, S. 57
„Anleihen sind Zertifikate zur Plünderung der Ersparnisse unschuldiger Bürger, welche ihr Einkommen durch Arbeit verdienen.“ John Exter, zit in F Lips: Goldverschwörung, S. 348
„Mit der Währungskonsolidierung des Dollars durch Paul Vocker (Vorsitzender des FED bis 1987) sank die Inflationsrate von 12% auf 3-4%, die Rendite für Anleihen von 15% auf 6% Ende 1980 und der Leitzins von 21% auf 8%.“ F Lips: Goldverschwörung, S. 162
„Firmen und Staaten nehmen Anleihen bei Banken auf, um sich Geldwerte zu beschaffen, müssen diese aber zu 100% plus Zinsen zurückzahlen. Bleibt die Frage: Woher haben die Banken das Geld?“ IE, 2009

Staatsanleihe ist ein eigentlich ein Darlehen

Der Staat (also z.B. 80 Millionen Staatsbürger) leiht sich Geld (z.B. von einem Bänker, sagen wir z.B. einem Herr Fugger).

Abbildung: Staatsanleihe
Den Beschreibungen nach zu urteilen, ist eine Anleihe eigentlich ein Darlehen. Eine Firma (oder ein Staat) borgt sich Geld und gibt es dem Darleiher nach der vereinbarten Laufzeit nach Art, Güte und Menge wieder zurück.
Herr Fugger ist dann der Darleiher (beim Darlehen wird aus dem Verleiher der Darleiher), der Staat (also z.B. 80 Millionen Staatsbürger) ist dann der Entleiher (beim Darlehen wird aus dem Entleiher der Darlehensnehmer). Die 80 Millionen Staatsbürger leihen sich also etwas von jemandem. Sie verleihen es nicht (das macht ja der Herr Fugger), sondern sie leihen es ´an´. Verleihen oder Ausleihen bezeichnet den Vorgang aus der Perspektive des Verleihers, Entleihen oder Anleihen aus der Perspektive des Entleihers. Da die Darlehensnehmer aber nicht die gleichen Euroscheine oder – münzen zurückgeben, sondern nach ´Art, Güte und Menge´, wird aus der Leihe ein Darlehen. Sonst ändert sich nichts an dem ganzen Vorgang. Den Wörtern nach scheint es sich um eine Leihe zu handeln, nach der rechtlichen Unterscheidung ist es aber ein Darlehen.