Individualität des Gebrauchswertes

Da die Individualität des Gebrauchswertes einer Ware für die späteren Tauschbedingungen von eminenter Wichtigkeit ist, möchte ich sie noch einmal an einem anderen Beispiel verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Sie brauchen aus irgendeinem Grund einen Anzug. Im Modegeschäft stehen Sie vor einer Auswahl an Anzügen in allen Größen, aber Sie interessieren sich nur für die Anzüge in Ihrer Größe. Nehmen wir einmal an, Sie hätten die Größe 48, dann sind für sie alle Anzüge der Größen 44, 46, 50, 52, 54 ohne jeden Gebrauchswert. Da ihnen diese Anzüge nicht passen, befriedigen sie nicht Ihr Bedürfnis nach einem passenden Anzug. Für Sie hat nur ein Anzug in der Größe 48 einen Gebrauchswert. Wenn er dazu noch in ihrer Lieblingsfarbe und dem von Ihnen bevorzugten Schnitt vorhanden ist, werden auch noch andere Bedürfnisse mit befriedigt (chic sein, modisch gekleidet sein). An dieser Stelle möchten wir folgende Vereinbarung (Definition) treffen: Wenn ein Gegenstand für Sie einen Gebrauchswert hat, dann sei der Wert des Gebrauchswertes dieses Gegenstandes gleich 1. Hat ein Gegenstand keinen Gebrauchswert für Sie, dann sei der Wert dieses Gegenstandes für Sie gleich 0. Gehen Sie in Gedanken mal in eine Apotheke und schauen sich dort um, wie viele verschiedene Medikamente es gibt. Gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Magenbeschwerden, usw. Wenn Sie kerngesund sind, haben all diese Medikamente für Sie keinen Gebrauchswert, also γ Medikamente = 0. Angenommen vor Ihnen steht ein anderer Kunde mit einer ganz speziellen Krankheit, der ein ganz spezielles Arzneimittel bekommt. Dieses Arzneimittel hat für diesen Kunden einen Gebrauchswert (z.B. γ Vivirin = 1), aber keinen für Sie (also γ Vividrin = 0). Das nennt man die Individualität des Gebrauchswertes einer Ware, was natürlich auch für alle anderen Waren gilt. Natürlich müssen wir die Relativität des Gebrauchswertes in Beziehung zu einer Person mit berücksichtigen.

Abbildung: Individueller Gebrauchswert eines Apfels

Um die Relation des Gebrauchswertes zu einer Person auszudrücken, empfiehlt sich die doppelte Indizierung: z.B. γ (Produkt i; Person A). Mit Hilfe der Konvention, daß der erste Buchstabe ein bestimmtes Produkt i und der zweite Buchstabe eine bestimmte Person j kodiert, könnten wir auch γij schreiben. Wir können die Parameter, von denen der Gebrauchswert abhängt, auch in Klammern hinter das Formelzeichen setzten: z.B. γ(Produkt i; Person A). Als Parameter sind auf jeden Fall auch noch der Ort und die Zeit denkbar – dann wird aus γ(Ware i; Person A) γ(Ware i; Person A; Ort; Zeit). Sie werden im weiteren Verlauf des Buches alle Schreibweisen mit unter Umständen noch anderen Parametern antreffen.
Da es einen Gebrauchswert immer nur in Bezug zu einer Person gibt, gibt es im Prinzip pro Produkt 9 Milliarden Gebrauchswerte γPxj (Px = beliebiges Produkt x, j = Anzahl der momentanen Weltbevölkerung). Nun multiplizieren Sie die 9 Milliarden Gebrauchswerte pro Produkt mal mit der Anzahl der verfügbaren Produkte, dann kommen Sie auf die Anzahl der Gebrauchswerte. Wichtig aber ist, daß all diese Gebrauchswerte nur die beiden Werte 0 oder 1, ja oder nein annehmen können.